Federsee
Federsee
Rund um den Federsee
Eine
Beschreibung des Federsees und seiner Entstehung
Die Landschaft rund um den Federsee wurde vor allem durch mehrere Eiszeiten geprägt.
Als erstes ist in der Mindeleiszeit (vor ca. 400.000 Jahren)
durch eine Zunge des Rheingletschers der „Ur-Federsee“ geschaffen worden,
indem dieser einen Trog von ca. 160 m Tiefe aushobelte. Seine Besiedelung begann
vor ca. 14.000 Jahren.
In der vor ca. 200.000 Jahren
stattfindenden Rißeiszeit wurde durch
die bis zum Bussen reichenden Eismassen das Federseebecken großteils durch
mitgeführte Grund- und Endmoränen wieder zugeschüttet. Eine Endmöräne
bildete nach der Eisschmelze die nördliche Begrenzung des neuen
Federseebeckens.
In der
Würmeiszeit
(vor ca. 30.000 Jahren) konnten die Gletscher nicht mehr
so weit nördlich vordringen wie die der Rißeiszeit. Endmoränen aus dieser
Eiszeit bildeten nun den südlichen Abschluss des Beckens.
Nach Abschmelzung des Eises vor ca.
20.000 Jahren war der Federsee in seiner größten Ausdehnung rund 30 km2
groß. Er war an seiner tiefsten Stelle ca. 12 m tief. Er hatte eine Ausdehnung
von ca. 17 km Länge und ca. 5 km Breite. Nachdem die Zuflüsse nach Abschmelzen
der gewaltigen Eismassen immer mehr versiegten, begann die Verlandung des Sees.
Algen und Plankton belebten die Wasser und die Überreste lagerten sich auf dem
Grunde ab. Die flachen Randzonen verlandeten nicht zuletzt wegen des starken
Schilfbewuchses immer schneller. Um 1.000 v.Chr. war der Südteil des Sees
vollständig verlandet.
Bis vor 200 Jahren
reichte das Seeufer bis an die umliegenden Ortschaften. Somit war die gesamte
heutige Moorfläche unter Wasser. Bei starken Westwinden wurde das Wasser des
Sees gegen das meist aus Pfohsand bestehende Ostufer gedrückt. Das Ufer wurde
unterspült, das Sand bröckelte ab. Es entstand ein Steilufer, auch Kliff
genannt, das sich langsam nach Osten verlagerte. Der See hatte zu dieser Zeit
noch eine Größe von 11 km2 . Bis dahin
hatte der Mensch nicht in die natürliche Verlandung des Sees eingegriffen.
In den Jahren 1787/88
wurde der natürliche Abfluss des Sees, das Flussbett der Kanzach, um 85 cm
tiefer gegraben. Landgewinn und damit weitere landwirtschaftliche Nutzfläche
war Grund für diese erste
Seefällung. Der Wasserspiegel reduzierte sich auf
eine Größe von ca. 7 km2 . König
Friedrich von Württemberg wollte im Jahre 1808
die Gegend „von einer
nahrungslosen Gegend in blühende Gefilde“ verwandeln. Er verfügte die zweite
Seefällung. Sie verhalf dem See zu einer Größe
von 2,5
km2 und einer Tiefe von ca. 5,4
Metern.
In der Folgezeit wurde durch
Menschenhand der Verlandungsprozess nicht mehr beeinflusst. Die natürliche
Verlandung reduzierte die Fläche bis zum Jahre
1911
auf ca. 1,5 km2.
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Verlandung stark verlangsamt. Nicht
zuletzt tragen hierzu bewusster Düngereinsatz in der Landwirtschaft und
abwassertechnische Verbesserungen bei.
So wurde durch natürliche Abläufe und
durch Menschenhand ein überaus stattlicher See zu einem kleinen aber nicht
unbedeutenden Naturparadies.
Wie vielfältig die Pflanzen- und
Tierwelt im Naturschutzgebiet Federsee ist, sollen die folgenden Beschreibungen
zeigen:
Lebensraum Feuchtwiese:
Feuchtwiesen sind ökologisch sehr wertvolle Lebensräume
für viele Sumpfvögel. So sind hier der große Brachvogel, Bekassine, Kiebitz
und Wiesenpieper oft zu sehen. Für alle diese Tiere ist Ruhe besonders wichtig.
Streuwiesen:
Streuwiesen sind Niedermoore. Sie haben ihren Namen
von der Mahd, die als Streu für den Stall in der Landwirtschaft verwendet
wurde. Streuwiesen umfassen eine weite Fläche des Naturschutzgebietes. Sie sind
der artenreichste Lebensraum für die Tierwelt in unserer Heimat.
Heute werden Streuwiesen kaum mehr
genutzt. Sie drohen nun durch die natürliche Fortentwicklung zu verbuschen.
Die Tiere der freien Fläche drohen daher zu verschwinden. Deshalb sind ständig
Landschaftspflegearbeiten notwendig.
Niedermoor: Weiter zum See hin erstreckt sich das Niedermoor. Dieses liegt
anders als die Streuwiesen auf Höhe des Grundwasserspiegels. Das Niedermoor gehört
zur Verlandungszone und ist nicht besonders reichhaltig an Tier- und
Pflanzenarten. Ein typischer Vertreter der Vegetation ist die im Frühling zu
sehende Sumpfdotterblume.
Übergangsmoor: Das Übergangsmoor
ist durch den weiten Schilfgürtel geprägt. Der Schilf prägt entscheidend den
Charakter des Erscheinungsbildes des Federsees. So beeindruckend dieser Schilfgürtel
ist, so verdeutlicht er auf der anderen Seite die Tragik des Sees. Der See
verlandet zusehends. Bei diesem Verlandungsprozeß hat der Schilf eine nicht
unbedeutende Rolle, liefert er doch die ständige „Verlandungsnahrung“.
Brutvögel: Brutvögeln
bietet vor allem das Übergangsmoor einen natürlichen und guten Lebensraum. Vor
allem durch die Ungestörtheit der Schilfzone sind vom Aussterben bedrohte
Vogelarten noch dort beheimatet. Eine solche Art ist die große Rohrdommel.
Wegen ihrem laut brüllenden Balzruf wird sie landläufig auch Seekuh genannt.
Im Norddeutschen heißt sie Moorochse, der Grundstein für die Namengebung für
eine der Bad Buchauer Narrenmasken.
Vor allem die Ruhe, die Vielfältigkeit
der Tier- und Pflanzenarten und die Möglichkeit, auf einem Steg durch die ganze
Schilfzone zu wandern, sind für Naturfreunde und auch für Ornithologen Grund
genug, den Federsee als das bedeutendste und schönste Vogelparadies Europas zu
bezeichnen.
Landwirtschaft am Federsee:
Rund um den Federsee werden ca. 220 landwirtschaftliche
Betriebe bewirtschaftet. Es werden ca. 1800 ha Ackerland und ca. 1400 ha Grünland
bearbeitet. In den Betrieben werden ca. 1500 Milchkühe, 3100 Rinder und 5000
Mast- und Mutterschweine gehalten.
Rund um den Federsee führt ein Rad- und
Wanderweg mit einer Länge von ca. 20 km. Dieser Rundweg hilft die vielfältigen
Eindrücke, die das Federseegebiet vermitteln kann, zu erschließen und bewußt
zu machen.
An diesem Rundweg liegen die
verschiedenen Federseegemeinden:
Alleshausen: Vor
ca. 200 Jahren noch lag die kleine Gemeinde Alleshausen direkt am Federseeufer.
Nach den beiden Seefällungen liegt zwischen dem höheren Ortskern und dem Federsee
ein ausgedehntes Ried.
Einwohner:
ca. 450
Fläche:
Erste Erwähnung:
ca. 1080
n.Chr. (aus Überlieferung)
Seekirch: Ebenso
wie Alleshausen lag Seekirch ehemals direkt am See. Die Kirche am See (Basilica
ad See) gab wohl Seekirch den Namen. Heute liegt zwischen Ort und See ein Ried
von ca. 2 km Breite. Seekirch liegt in einer beherrschenden Lage über dem See.
Einwohner:
ca. 210
Fläche: 577 ha
Erste Erwähnung: ca. 805 n.Chr. (in
einer Schenkungsurkunde des
Klosters St. Gallen)
Tiefenbach: Noch
heute reicht ein Ausläufer des Sees bis an den Ort. Ein Zugang zum See ist
allerdings hier nicht möglich. Im Winter, wenn der See fest zugefroren ist,
kann über diese Seezunge der See direkt begangen werden.
Einwohner:
ca. 400
Fläche:
Erste Erwähnung: 1277 n.Chr.
Oggelshausen: Funde
aus der Steinzeit, der Eisen-, Römer- und Allemannenzeit belegen eine frühe
Besiedelung des Raumes um Oggelshausen. Aufgrund der großen Riedflächen um
Oggelshausen wurde hier noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges Torf
gestochen. Und heute noch kann man mit etwas Glück noch eine aufgeschichteten
Torfhaufen sehen. Bekannt wurde Oggelshausen vor allem durch Bildhauersymposium
in den Jahren 1969/70. Die damals gefertigten Skulpturen können noch immer auf
dem weitläufigen Skulpturenfeld betrachtet werden.
Einwohner:
ca. 770
Fläche:
1321 ha
Erste Erwähnung: 1084 n.Chr. als
Humboldshausen
Bad Buchau: Der
See bestimmt seit jeher die Geschichte des Ortes. Schon in der Steinzeit waren
hier unsere Vorfahren ansässig. Auf einer nur wenig erhöhten Halbinsel gründete
bereits 770 n.Chr. der Franke Warin und seine Frau Adelinde ein Kloster. Bad
Buchau entwickelte sich und war u.a. auch freie Reichsstadt (um 1320 n.Chr.).
Einwohner:
ca. 4000
Fläche:
1400 ha
Erste Erwähnung: 770 n.Chr. (als
Karolingisches Kloster)
Moosburg: Moosburg
ist die kleinste Ortschaft am Federsee. Dennoch ist es bis heute eine selbständige
Gemeinde und dem Verwaltungsverband Bad Buchau angeschlossen. Die Ortschaft trägt
seit 1792 den Namen Moosburg, der wohl von einer "Burg im Moos" herrührt.
Einwohner:
ca. 185
Fläche:
185 ha
Erste Erwähnung: 1411 n.Chr. (als
Minsberg)
Betzenweiler:
Betzenweiler selbst liegt nicht direkt am Rad- und Wanderweg rund um den
Federsee. Durch einen neuen Radweg ist der Rundweg von Betzenweiler aus sehr gut
zu erreichen. Ab Betzenweiler führt dieser Weg durch die typische
Federseelandschaft vorbei an Streu- und Feuchtwiesen.
Erste Erwähnung fand Betzenweiler
vermutlich bereits 817, als es als „Perahtramnilvillare“ an das
Kloster St. Gallen in Besitz ging. Während des 30-jährigen Krieges starb der
Ort fast völlig aus, wurde aber vielfach durch Schweizer Bürger neu besiedelt,
welche von einem
Einwohner:
ca. 750
Fläche:
970 ha
Erste Erwähnung: vmtl. 817 n.Chr.
sicher 1275 n.Chr.